Die Werften in Norddeutschland leiden unter der Corona-Krise. Jetzt kündigen die MV-Werften in Mecklenburg-Vorpommern an, mehr als 1200 Stellen zu streichen. Auf der Papenburger Meyer Werft wird noch verhandelt.
Einem Bericht des NDR zufolge sollen an den MV-Standorten in Wismar, Rostock und Stralsund mehr als 1200 der insgesamt 3100 Stellen wegfallen. Am Dienstagabend soll die Belegschaft darüber informiert worden sein. Auch die Schließung des Standortes Stralsund steht im Raum. Eine endgültige Entscheidung soll bis zum 31. März 2021 fallen.
Die MV-Werften gehören seit 2016 dem Genting-Konzern aus Hongkong. Ein Imperium mit drei Kreuzfahrt-Reedereien: Star Cruises, Crystal Cruises und Dream Cruises. Durch die Corona-Pandemie seht die weltweite Kreuzfahrt noch immer nahezu still. Dream Cruises unternimmt mit der 2017 in Papenburg fertiggestellten WORLD DREAM seit November wieder erste Versuche von Kreuzfahrten ab/ bis Singapur für bis zu drei Nächte ohne Hafen-Stopp, der Genting-Konzern ist dennoch finanziell angeschlagen.
MV-Werften wollen unter Rettungsschirm des Bundes
Auch wenn MV-Werftchef Peter Fetten den Arbeitsplatzabbau so gering wie möglich halten und einen Sozialplan verhandeln möchte, ist das Schiffbauunternehmen auf Restrukturierungsmaßnahmen angewiesen, um unter den Rettungsschirm des Bundes zu gelangen. Die Gewerkschaft IG Metall forderte bereits von der Politik und von Genting Perspektiven für die Beschäftigten und verbindliche Zusagen für weitere Aufträge und Projekte.
In der Schiffbauhalle in Wismar liegt unterdessen ein Kreuzfahrt-Gigant im Bau, den so recht niemand mehr braucht. Das weltgrößte Kreuzfahrtschiff, die GLOBAL DREAM für Dream Cruises soll 9500 Passagieren Platz bieten und eigentlich in diesem Jahr fertig werden. Das Schwesterschiff, das nach meinen Informationen zu etwa 30 Prozent fertiggestellt ist, soll abgewrackt werden.
Für das Projekt CRYSTAL ENDEAVOUR, ein Expeditionskreuzfahrtschiff für Crystal Cruises sind bereits staatliche Hilfe geflossen. Zu Buche steht bisher ein Vertrag von mehr als 193 Millionen Euro für die Fertigstellung des Schiffes, das mittlerweile fast zwölf Monate Verspätung hat. Immerhin wird daran am Standort Stralsund seit Dezember wieder gebaut.
Ähnlich wie in Mecklenburg-Vorpommern, ist auch der Nordwesten stark vom Schiffbau abhängig. Auch die Meyer Werft ist durch Corona in ihre schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg geraten. Während bei MV die Zahl der abzubauenden Arbeitsplätze festzustehen scheint, verhandeln in Papenburg Gewerkschaft, Betriebsrat und Geschäftsführung endlich wieder geräuschlos über notwendige Sparmaßnahmen – und auch um Arbeitsplatzabbau.
Anfang dieser Woche wurde klar, dass die Kurzarbeit auf der Meyer Werft nun bis Ende Juni fortgesetzt wird. Bis dahin gibt es keine betriebsbedingten Kündigungen. Über die weitere Zukunft der Werft soll in der kommenden Woche gesprochen werden.
Weitere Hintergründe zum geplanten Stellenabbau bei den MV-Werften in meinem aktuellen Artikel für die NOZ Medien.
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