Der Betriebsrat der Meyer Werft hat in der vergangenen Woche die Verhandlungen mit der Geschäftsleitung zur Zukunft für die Beschäftigten des Traditionsunternehmens abgebrochen. Ein Interview der Tageszeitung DIE WELT mit Costa-Group-Chef Michael Thamm hat die Mitarbeitervertretung der Schiffbauer offenbar vorher nicht gelesen. Thamm macht knallharte Aussagen zur Zukunft für den Bau von Kreuzfahrtschiffen. Sie zeigen deutlich, dass auf die Kreuzfahrtschiffbauer harte Zeiten zukommen – wie es die Werft-Leitung prognostiziert hat. Einsparungen und Personalabbau scheinen somit unumgänglich.
Der gebürtige Dresdner Michael Thamm, der einst mit Bernard Meyer die Sphinx-Baureihe für AIDA Cruises, mit sieben Schiffen zwischen 2007 und 2013 auf den Weg brachte, sagte, man werde zwar die bestellten Neubauten, darunter die AIDAcosma und einen weiteren noch namenlosen Neubau der der AIDA-HELIOS-Baureihe, sowie die COSTA TOSCANA von Meyer Turku noch abnehmen, weitere Schiffe aber nicht ordern.
Von der Fincantieri-Werft in Italien erhält Costa noch in diesem Jahr die COSTA FIRENZE für maximal 4200 Passagiere. „Das ist ein Investitionsvolumen von fünf Milliarden Euro. Danach wird allerdings Schluss sein. Wir sind dann groß genug und werden in den kommenden zwei bis drei Jahren keine neuen Schiffe bestellen“, so Thamm. Dadurch würde es bei Werften und Zulieferern sicherlich zu dramatischen Ausfällen kommen, betont der Reederei-Chef.
Gleichzeitig kündigt er an, AIDA werde bis 2040 die Schiffe der Sphinx-Klasse ausmustern, ebenso die der Cara-Klasse. „Was dann noch bleiben wird, sind fünf Schiffe mit rund 20.000 Betten“, so Thamm.
Der Auftrag für das erste emissionsfreie AIDA-Kreuzfahrtschiff, das das Unternehmen Thamm zufolge 2030 auf den Markt bringen will, muss nicht unbedingt nach Papenburg gehen, obwohl AIDA und die Meyer Werft aktuell gemeinsame Forschungsprojekte haben. „Wir müssen uns überlegen, ob es überhaupt der richtige Ansatz ist, hier noch Schiffe bauen zu lassen. Die Entscheidung halten wir uns offen. In den vergangenen Jahren haben wir 15 Milliarden Euro Investitionsvolumen nach Deutschland geholt. Die Dankbarkeit der Politik dafür hielt sich in Grenzen“, meint der Costa-Group-Chef.
Michael Thamm ist Chef der Costa-Group, einem Unternehmenszweig der Carnival Corporation, dem weltweit größten Anbieter von Kreuzfahrten und zugleich vom besten Kunden der Meyer-Werft-Gruppe. Costa und AIDA sind nur zwei Marken der Carnival Corporation aus den USA mit insgesamt neun Marken und einem Marktanteil von rund 40 Prozent der weltweiten Kapazitäten. Von den Meyer-Standorten in Papenburg und Turku werden in den nächsten Jahren noch sechs Kreuzfahrtschiffe der gigantischen Helios-Baureihe mit Platz für jeweils mehr als 6000 Passagiere abgeliefert.
Weitere Analysen zum Interview von Michael Thamm mit der WELT gibt es in meinem Artikel für die Zeitungen der NOZ Medien.
Frank Sutters
Posted at 05:54h, 17 NovemberIch finde, der Herr Thamm lehnt sich ganz schön weit aus dem Fenster! Überheblich ist noch geschmeichelt. Warum lässt er die Schiffe denn in DE bauen? Weil er sonst keine Möglichkeiten hat!
Sämtliche Schiffe der Costa-Group laufen unter fremder Flagge, deutsche Arbeitsplätze sind nicht an die hiesige Sozialversicherung gebunden und die paar Landarbeitsplätze, die Aida hier hat, sind nur Verwaltung und Marketing. Steuern werden nicht in DE gezahlt, weil diese im Ausland viel billiger sind! Also, Herr Thamm, Sue haben wohl vergessen, wo Sie herkommen? Ich jedenfalls werde keine Kreuzfahrten mehr mit Aida und schon gar nicht mit Costa machen!
Kieler
Posted at 08:53h, 30 DezemberDa hat Herr Thamm leider recht. „Die Dankbarkeit hält sich in Grenzen“ ist noch harmlos. Ich meine, man wird von Politik, Umweltverbänden & Co nur attackiert. Die scheinen vergessen zu haben, wie viele Arbeitsplätze Herr Thamm nach Deutschland geholt hat.
Ich finde es gut, dass Herr Thamm das mal so deutlich sagt. So etwas trauen sich die Leute aus der Wirtschaft heute leider kaum noch.
Blöd für Meyer. Nur weil Politiker & Co zu dämlich sind.
Pinty
Posted at 08:55h, 30 Dezember@Kieler:
Die Politiker sind doch sowieso nur Marionetten von fragwürdigen „Weltverbesser“-NGOs.